Die Energiegenossenschaft Oberleiterbach e.G. war Preisträger des Bürgerenergiepreises Oberfranken im Jahr 2016
Mit dem Bürgerenergiepreis werden Privatpersonen, Vereine, Schulen und andere Gruppierungen ausgezeichnet, die mit ihren Ideen und Projekten einen Impuls für die Energiezukunft in der Region setzen.
Glänzende Aussichten für das Vorzeigeprojekt
Energiegenossenschaft mit Wirtschaftsjahr hoch zufrieden – Zahlreiche Führungen durch das Bioenergiedorf
13.01.2018 Die Bilanz, die der Vorstand der Energiegenossenschaft Oberleiterbach (EGO) seinen Mitgliedern vorlegte, war sagenhaft: Die „Kinderkrankheiten“ der Dorfheizung, die seit rund vier Jahren am Netz, ist, sind längst ausgemerzt, die Leistungswerte sind solide, die Bilanz ist ausgeglichen – und die Zukunftsprognosen sind überaus vielversprechend. Kein Wunder also, dass die Visionäre aus dem Bioenergiedorf mit reichlich Optimismus in das neue Wirtschaftsjahr blicken.
Das Jahr 2017 zeigte, dass die Systeme bestens ineinandergreifen: Gab es Probleme oder gar Ausfälle an der Biogasanlage, so fuhr die genossenschaftliche Hackschnitzelheizung hoch und pufferte die Wärmedefizite ab. Ab August hatte darüber hinaus eine Fachfirma das Oberleiterbacher Nahwärmenetz analysiert und optimiert. Auch finanziell läuft bei der Energiegenossenschaft alles nach Plan. Wie Reiner Zapf-Willmer für die Mitglieder berechnet hatte, konnte der Schuldenstand im Geschäftsjahr 2016/17 um fast 155000 Euro reduziert werden. Die Gesellschaft schloss das Geschäftsjahrmit einer ausgeglichenen Gewinn- und Verlustrechnung ab. Und das trotz leicht gestiegener Kosten der Roh‐, Hilfs‐ und Betriebsstoffe.
Überschuss zu erwarten
Insgesamt betrug die Förderquote durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE), Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) und Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 43,6 Prozent von 1,2 Millionen Euro Investitionskosten. Mit der letzten Schlusszahlung im Jahr 2017 durch die KfW sind nun alle beantragten Förderungen an die Energiegenossenschaft genehmigt und ausbezahlt.
Der EGO-Vorstand hatte noch weitere positive Nachrichten für seine Mitglieder: Aufgrund der positiven Entwicklungen ist auch für das kommende Geschäftsjahr ein Überschuss zu erwarten, der helfen könnte, Kredite vorzeitig zu bedienen. Der aus Preis für aus nachwachsenden Rohstoffen umweltfreundlich erzeugte Wärme kann auch im kommenden Jahr stabil gehalten werden. Die erwarteten Fixkosten pro Kilowattstunde dürften bei der EGO sogar noch sinken.
Vorstandssprecher Harald Hümmer erinnerte an die sehr gelungene Auftaktveranstaltung des Bürgerenergiepreises 2017 in Oberleiterbach, zu der die Regierung von Oberfranken in das 280-Einwohner-Dorf geladen hatte. Seit einigen Monaten ist die EGO darüber hinaus auch im Internet vertreten: Auf www.oberleiterbach.de gibt es viel Wissenswertes rund um die Energiegenossen und das Bioenergiedorf. Und selbstverständlich war die Dorfheizung auch ein Pluspunkt für die Jury von „Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden“, die Oberleiterbach mit „Gold“ auf Oberfrankenebene auszeichnete. Ferner führte Reiner Zapf-Willmer zahlreiche Delegationen aus der Region, aus ganz Europa und sogar Fernost durch den Ort und zeigte ihnen die Vorteile von regenerativen Energien auf. Die Gäste waren jedes Mal beeindruckt von so viel Bürgerinitiative. Sogar Schulen haben mittlerweile schon angefragt.
Beitrag für Goldmedaille
„Die EGO kann mit dem Ergebnis des Wirtschaftsjahrs 2016/17 und der weiteren Entwicklung sehr zufrieden sein“, lautete die Bilanz des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Reißiger. Stolz sein dürfe man auf die vielen Delegationen, die sich schon vor Ort über die Arbeit der EGO informieren ließen. „Die Qualität unserer Energiegenossenschaft hat sich rumgesprochen. Weitere Projekte nehmen die Verantwortlichen der EGO in Angriff, beteiligen sich an verschiedenen Wettbewerben und stehen bei der Preisverleihung ganz oben. Welch‘ ein ehrenamtliches Engagement!“
Von 105 Haushalten werden 55 Prozent von der EGO mit 850000 Kilowattstunden Wärme beliefert. Der Mitgliederstand (alle Anschlussnehmer sind Energiegenossen) hat sich im vergangenen Jahr nicht verändert. Wichtig ist den Verantwortlichen dabei ein geschlossener Kreislauf der Rohstoffe vor Ort. Pro Jahr werden durch das 2500 Meter lange Nahwärmenetz zirka 70000 Litern Heizöl sowie 10000 Kilogramm Erdgas eingespart. Martina Drossel
Wie kam es zum Bioenergiedorf Oberleiterbach ?
Während der Vorbereitungsphase der Dorferneuerung im Jahr 2009 wurde die Idee
geboren, für
Oberleiterbach und seine 279 Einwohnern gemeinschaftlich eine
zentrale Wärmeversorgung aus
erneuerbaren Energiequellen (Biomasse) zu
realisieren. Da im Rahmen der Dorferneuerungsmaßnahmen fast
alle
Versorgungsleitungen und Straßen in Oberleiterbach erneuert wurden, bot sich die
Verlegung eines
Nahwärmenetzes an. Kostengünstiger konnte eine solche
Energieversorgungsinfrastruktur nicht realisiert
werden.
Im Zuge des Projektes konnten die vorhandener Fähigkeiten einzelner
Dorfbewohner (z. B. Manager, Techniker, Landwirte, Betriebswirte,
Bankfachangestellte) gebündelt und für diese gemeinsame Idee eingesetzt werden.
Der damit verbundene vertiefte Dialog zwischen den Beteiligten stärkte die
Dorfgemeinschaft und ließ diese stärker zusammenwachsen.
Die Gründung
einer Energiegenossenschaft war die logische Schlussfolgerung.
Mit der Wahl
einer Genossenschaft als demokratischste
Geschäftsform ist auch für die
Zukunft ein gemeinschaftliches
Zusammenwirken zwischen verschiedenen Partnern
im Vorstand und
Aufsichtsrat gewährleistet.
Die Projektentwicklung und
Konzeptphase zog sich bis ins Jahr 2012. Im
Oktober 2013 ging dann die
Wärmeversorgung des Dorfes in Betrieb. Als
erstes Projekt dieser Art in der
Region (Landkreis Bamberg) wird von einer im
Dorf errichteten Biogasanlage
die Abwärme für ein Nahwärmenetz
entnommen. Komplettiert wird das
Nahwärmenetz durch eine Hackschnitzel‐
Heizanlage. Letztere ist unabhängig
auch von der als Partner gewonnen
Biogasanlage betreibbar und wurde mit einem
hohen Maß an Eigenregie und
in Zusammenarbeit mit den Partnern der
Dorferneuerung abgewickelt.
Alle zur Verfügung stehendenunbebauten Grundstücke (Innenentwicklung +
Bebauungsgebiete) können aufgrund der Netzauslegung am
Nahwärmenetz
angeschlossen werden. Durch die Biogasanlage (Einspeisung ins Nahwärmenetz
von
1.067.000 kWh) und den Biomasseheizkessel (thermische Leistung von 500
kW) werden in Oberleiterbach
jährlich ca. 60.000 Liter Heizöl und ca. 10.000
kg Flüssiggas eingespart. Mittlerweile sind 52 Prozent der Haushalte in
Oberleiterbach an das Nahwärmenetz angeschlossen. Der Jahresverbrauch an Wärme
(850.000kW/h) wird zu 66 Prozent aus Biomasse gedeckt und der an Strom (889.000
kW/h) zu 100 Prozent. Die
Umsetzung zum Bioenergiedorf stärkt die
Dorfgemeinschaft und erhöht die Identifikation der Einwohner mit
ihrem Ort
und der Region. Diese nachhaltige Energieversorgung für unseren Lebensraum, die
Stärkung der
regionalen Wirtschaftskreisläufe und eine regenerative
dezentrale Energieversorgung in Bürgerhand hat eine
große Außenwirkung und
Vorbildfunktion für andere Ortschaften.
Damit die rund 60000 Liter Wasser nicht Häuser und Straßen fluten
Energiegenossenschaft und Feuerwehr haben sich gemeinsam den Verlauf des Leitungsnetzes der Dorfheizung in Oberleiterbach angesehen. Wie im Fall der Fälle vorgegangen wird.
17.11.2021 Das Szenario: eine Leckage im Heizungsstrang der Dorfheizung. Unbedarft hat ein Baggerfahrer die Leitung beschädigt. Tausende Liter Wasser drohen auszulaufen und das Dorf zu fluten. Die Feuerwehr wird auf den Plan gerufen. Und die weiß fortan genau, was zu tun ist.
Die Energiegenossenschaft Oberleiterbach (EGO) um die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder Reiner Zapf-Willmer, Andreas Dümig, Siegbert Salb und Nikolaus Kunzelmann haben den Feuerwehrmitgliedern Michael Hennemann, Frank Hennemann (in Personalunion als EGO-Heizungswart) sowie den Kommandanten Niko Dumsky und Markus Drossel bei einer Begehung gezeigt, wo genau die Schieber sind, um im Fall der Fälle schnell und effektiv helfen zu können. Immerhin ist das Leitungsnetz im Bioenergiedorf, das seit nunmehr acht Jahren das Dorf mit Wärme versorgt, 2500 Meter lang und fasst rund 60000 Liter eigens dafür aufbereitetes Wasser. Neben dem Hauptschieber im Heizhaus der Biogasanlage gibt es weitere fünf im Dorf, an denen die einzelnen Teilabschnitte im Havariefall verschlossenen werden können. Dazu genügt das feuerwehreigene Spezialwerkzeug.
Übrigens: Von 105 Haushalten werden 55 Prozent von der EGO mit 850000 Kilowattstunden Wärme beliefert. Alle Anschlussnehmer sind Energiegenossen, erst im vergangenen Jahr kam wieder einer dazu. Wichtig ist den Verantwortlichen ein geschlossener Kreislauf der Rohstoffe vor Ort. Pro Jahr werden durch das 2500 Meter lange Nahwärmenetz zirka 70000 Litern Heizöl sowie 10000 Kilogramm Erdgas eingespart. Hauptwärmelieferant ist die Biogasanlage am Ortsrand Richtung Kleukheim, Spitzenlasten werden über die EGO-eigene Hackschnitzel-/Pelletsheizanlage am Eichenweg abgefedert. mdr
In Lätterboch Ideen für Powiat Hajnowski gesammelt
Delegation aus dem Osten Polens informiert sich über Bioenergiedorf und Nahwärmenetz
17.11.17 Polen erzeugt rund 85 Prozent des Stroms durch die Verbrennung von klimaschädlicher Kohle. Geht es nach der „Prawo i Sprawiedliwość“-Regierung (PiS), sollte das auch tunlichst so bleiben. Doch der Powiat Hajnowski, der Kreis um die 22000-Einwohner-Stadt Hajnówka ganz im Osten von der Republik, stemmt sich dagegen. Das Ziel: ein Energie-, Klimaschutz- und Luftreinhaltekonzept mit Biogas, Wind und Sonne. Und dafür informierte sich jüngst eine stattliche Delegation an Zukunftsmanagern um die stellvertretende Landrätin Jadwiga Dąbrowska über Vorzeigeprojekte im Nachbarland Deutschland – wie das preisgekrönte Nahwärmenetz im 279-Seelen-Dorf Oberleiterbach.
Mehr… Weniger…Bürgerenergiepreis 2017 gestartet
Bayernwerk und Regierung von Oberfranken suchen wieder beispielgebende Projekte für die Energiewende
Der Auftakt zum diesjährigen Bürgerenergiepreis fand am Dienstag (30. Mai) in Oberleiterbach im Landkreis Bamberg statt. Christoph Henzel von der Bayernwerk AG und Abteilungsdirektorin Dr. Corinna Boerner von der Regierung von Oberfranken stellten den Wettbewerb vor. Gastgeber war diesmal die Energiegenossenschaft Oberleiterbach, die mit ihrem Projekt „Bioenergiedorf“ unter den drei Vorjahrespreisträgern waren.
Mehr... Weniger…Delegation von BUND Naturschutz besucht Oberleiterbach
OBERLEITERBACH
02.04.17 Es ist acht Jahre her, als mehrere, an einer
Energiewende begeisterte Bürger mit dem Aufruf „Macht alle mit“ in einem
„Energierundbrief“ die Mitbewohner des 276-Seelen-Orts motivierten, gemeinsam
das Projekt dörfliches Nahwärmenetz auf die Beine zu stellen. Die Zeit war
günstig, standen doch Wasserleitungssanierung und Dorferneuerung ins Haus.
Mittlerweile ist Oberleiterbach das erste und einzige Bioenergiedorf im
Landkreis – und dort blickten Interessenten der Kreisgruppedes Bund Naturschutz
Lichtenfels jüngst
hinter die Kulissen.
großes Interesse: Das Bild entstand vor dem Holzhackschnitzelheizwerk, einem Herzstück des Bioenergiedorfes Oberleiterbach. FOTOS: ANTON REINHARDT
Verleihung Bürgerenergiepreis
Links
Zum dritten Mal hat das Bayernwerk den mit Unterstützung der Regierung von Oberfranken ins Leben gerufenen Bürgerenergiepreis vergeben. Der Preis ist mit insgesamt 10.000 Euro dotiert. Zu den Preisträgern gehört auch die Energiegenossenschaft Oberleiterbach aus Markt Zapfendorf
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Bioenergiedörfer Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.
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Kontakt:
Energiegenossenschaft Oberleiterbach e.G.
Friedhofsweg 6, 96199 Zapfendorf-Oberleiterbach
Vorstand:
Reiner Zapf-Willmer (Sprecher)
Siegbert Salb
Dr. Alexander Dümig
Aufsichtsrat:
Harald Hümmer (Aufsichtsratvorsitzender)
Nikolaus Kunzelmann
Michael Schlamminger
Heizwart:
Frank Hennemann
Genossenschaftsregister-Nr. GnR 287
Registergericht: Bamberg