Wie der „Zimmermoo“ von Lätterboch zum Krämer wurde
Das Anwesen Kleukheimer Straße 9 hat eine interessante Geschichte. Bis nach Hamburg lassen sich die früheren Bewohner zurückverfolgen. Ein Blick zurück in vergangene Jahrzehnte und Jahrhunderte.
03.05.2020 Hausnamen sind in Oberleiterbach noch immer in Gebrauch – vor allem unter den älteren Einwohnern. Im Rahmen der Recherche zum Historischen Dorfrundgang mit QR-Code wurden viele von ihnen dokumentiert, analysiert und für die Nachwelt konserviert. Doch auch abseits des Lätterbocher Spaziergangs in die Geschichte gibt es interessante Hausnamen und Häuser, die nicht in Vergessenheit geraten sollen. So zum Beispiel „der Zimmermoo“.
Mehr… Weniger…Die Kelten vom „Hanbüchla“
Im Waldstück zwischen Kleukheim und Oberleiterbach hat sich ein vielen unbekanntes Gräberfeld aus vorchristlicher Zeit erhalten – Doch wo war die zugehörige Siedlung?
Von M. Drossel
OBERLEITERBACH/KLEUKHEIM Wie eine Insel liegt das „Hanbüchla“, auch „Haabüchla“ genannt, in der Flur zwischen Kleukheim und Oberleiterbach, zwischen den Landkreisen Lichtenfels und Bamberg. Der zirka zwei Hektar große Wald ist von sanften Hügeln durchzogen und vor allem von Eichen geprägt. Was auch so manchen Einheimischen erstaunt: Dieser Mischwald ist eigentlich ein Friedhof, die Erhebungen sind Hügelgräber aus vorchristlicher Zeit. Wilhelm Ebitsch, Naturwächter und Wanderführer im Landkreis Lichtenfels, hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wissen um die Grabstätte nicht weiter in Vergessenheit geraten zu lassen.
Mehr… Weniger…Das Dorf Oberleiterbach - Von Weinbau, Frondienst und Seelenheil
Dr. Thomas Gunzelmann referiert über ehemals michelsbergisches Klosterdorf
25.07.17 Chronisten schreiben das Jahr des Herrn 1221. Franz von Assisi stellt die (zweite) Ordensregel der Franziskaner auf. Nach einen Großfeuer lässt Bischof Ekbert Graf von Andechs-Meranien gerade den zweiten Bamberger Dom errichten. Und Heinrich von Schletten fürchtet um sein Seelenheil, verzichtet zugunsten des Klosters Michelsberg auf die Vogtei „Leiterbach“, mit der er einst vom Abt gelehnt wurde. Er ist die erste gesicherte Quelle, in der das Dörfchen Oberleiterbach einen Platz in der Geschichte findet.
Mehr… Weniger…Als der Wirt die Kirchenmauer durchbrach
CHW-Exkursion im einst Michelsbergischen Klosterdorfs – Wunderschönes Kirchhoftor
OBERLEITERBACH War es die Erwartung dreier Koryphäen auf ihrem Gebiet, die die zahlreichen Geschichtsfreunde an diesem Sommerabend nach Oberleiterbach lockte? War es die faszinierende Geschichte eines einst Michelsbergischen Klosterdorfs mit seiner 500-jährigen Kirche, die anspornte? Oder war es einfach die große Freude, endlich mal wieder Geschichte hautnah, und mit Witz und Charme vorgetragen, erleben zu dürfen? – Jedenfalls machten die mehr als 100 Interessenten die Exkursion des Colloquium Historicum Wirsbergense im 279-Einwohner-Dörfchen zu einem großen Erfolg. Bezirksheimatpfleger Professor Günter Dippold, Kreisheimatpflegerin Annette Schäfer und der Vierzehnheiligener Basilikaorganist Georg Hagel verwöhnten sie mit einem faszinierenden Spaziergang bis zurück ins Mittelalter.
Mehr… Weniger…Wann der Ort Oberleiterbach entstand, lässt sich heute im Detail nicht mehr nachvollziehen. Bereits um 800, zur Zeit Karls des Großen, taucht der Name „Leiterbach“ erstmals in Niederschriften auf. Historiker können aber heute nicht mehr eindeutig sagen, ob es sich um Ober- oder Unterleiterbach handelte. Auch nicht endgültig zu klären ist, welches der beiden Dörfer das ältere ist. Sicher ist, dass das Haufendorf am Anstieg zur nördlichen Frankenalb einst einer der 13 wichtigen Klosterhöfe des Bamberger Klosters Michelsberg war.
Im hohen Mittelalter verfügte das 1015 gegründete Benediktinerkloster über weitreichende und weit verstreute Besitzungen. Eine Urkunde aus dem Jahr 1221 nennt „Leiderbach“, diesmal nachweislich Oberleiterbach, als einen Haupthof. Um die Bedeutung Oberleiterbachs zu stärken, „fälschten“ die Mönche das Dokument, datierten es auf die Zeit der Klostergründung 1015 zurück. Das war im Mittelalter aber alles andere als unüblich, es diente der Sicherung von Herrschaftsansprüchen. Genannter Klosterhof befand sich im Bereich der heutigen Anwesen Laurentiusring 4 und 8. Und an den hatten die umliegenden Bauern Abgaben zu leisten. Erstmals als Oberleiterbach taucht der Ort 1323 im Urbar A des Bistums Bamberg auf. In den Urbaren waren die Besitzungen und Rechtsansprüche des Bistums aufgezeichnet. Als im Mittelalter sich das Klima erwärmte, wurde das Dorf am Leiterbach ein wichtiger Weinanbauort des Klosters. Nicht weniger als 25 Weingärten sind überliefert, ein Flurname hat sich bis heute erhalten. Als jedoch um 1560 eine „Kleine Eiszeit“ einsetzte und wenig 1618 der Dreißigjährige Krieg entbrannte, brach der Weinanbau massiv ein.
Die Jahrzehnte des Krieges dezimierten die Lätterbocher Bevölkerung stark: Es sollte bis 1738 dauern, bis die Zahl der Einwohner wieder gleich der vor dem Krieg war. 1803 begann die Säkularisation, die Verweltlichung der Kirchengüter. Auch das Hochstift Bamberg wurde als kirchliches Herrschaftsgebiet aufgelöst. Die einst dem bistumseigenen Kloster Michelsberg verpflichteten Oberleiterbacher wurden im Jahr 1804 dem Landgericht Hallstadt zugewiesen, 1813 dann dem Landgericht Lichtenfels, 1841 dem Landgericht Scheßlitz und dann 1862 zum neu errichteten Landgericht Staffelstein, dem späteren Landkreis Staffelstein. Da blieb das Haufendorf bis zur bayerischen Gemeindegebietsreform 1972, als der Landkreis Staffelstein aufgelöst wurde und Oberleiterbach zum Landkreis Bamberg kam. Berühmtester Sohn des Ortes ist Johann Hennemann, besser bekannt als Einsiedler Ivo vom Staffelberg, dem der badische Dichter Joseph Victor von Scheffel in seinem Gedicht „Wohlauf, die Luft“ ein immerwährendes Gedenken schuf. Der spätere Eremit wurde am 26. Februar 1824 geboren, schloss sich in jungen Jahren der bayerischen Eremiten-Kongregation an und zog 1857 auf den „Berg der Franken“. Dank der Beliebtheit der Frankenhymne wurde der „Einsiedelmann“, der laut Gedichtsvers „nicht zuhaus“ war, zu einer Berühmtheit. Der Tourismus auf dem Staffelberg boomte so sehr, dass Ivo Hennemann irgendwann an seine Leistungsgrenzen stieß. 1897 zog er im Alter von 73 Jahren zurück nach Oberleiterbach in den Hof seiner Familie und verstarb dort am 11. September 1900. Ihm ist es zu verdanken, dass die Adelgundiskapelle den heutigen Kirchturm erhielt. Auch die steinerne Klause ist ein Vermächtnis des Eremiten aus Oberleiterbach.
Markus Drossel