Bioenergiedorf Oberleiterbach

Die Energiegenossenschaft Oberleiterbach e.G. war Preisträger des Bürgerenergiepreises Oberfranken im Jahr 2016

Mit dem Bürgerenergiepreis werden Privatpersonen, Vereine, Schulen und andere Gruppierungen ausgezeichnet, die mit ihren Ideen und Projekten einen Impuls für die Energiezukunft in der Region setzen.

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Glänzende Aussichten für das Vorzeigeprojekt

Energiegenossenschaft mit Wirtschaftsjahr hoch zufrieden – Zahlreiche Führungen durch das Bioenergiedorf

Eine Führung durch das Bioenergiedorf. Foto: Energievision Franken

13.01.2018   Die Bilanz, die der Vorstand der Energiegenossenschaft Oberleiterbach (EGO) seinen Mitgliedern vorlegte,  war sagenhaft: Die „Kinderkrankheiten“ der Dorfheizung, die seit rund vier Jahren am Netz, ist, sind längst ausgemerzt, die Leistungswerte sind solide, die Bilanz ist ausgeglichen – und die Zukunftsprognosen sind überaus vielversprechend. Kein Wunder also, dass die Visionäre aus dem Bioenergiedorf mit reichlich Optimismus in das neue Wirtschaftsjahr blicken.

Das Jahr 2017 zeigte, dass die Systeme bestens ineinandergreifen: Gab es Probleme oder gar Ausfälle an der Biogasanlage, so fuhr die genossenschaftliche Hackschnitzelheizung hoch und pufferte die Wärmedefizite ab. Ab August hatte darüber hinaus eine Fachfirma das Oberleiterbacher Nahwärmenetz analysiert und optimiert. Auch finanziell läuft bei der Energiegenossenschaft alles nach Plan. Wie Reiner Zapf-Willmer für die Mitglieder berechnet hatte, konnte der Schuldenstand im Geschäftsjahr 2016/17 um fast 155000 Euro reduziert werden. Die Gesellschaft schloss das Geschäftsjahrmit einer ausgeglichenen Gewinn- und Verlustrechnung ab. Und das trotz leicht gestiegener Kosten der Roh‐, Hilfs‐ und Betriebsstoffe.

Überschuss zu erwarten

Insgesamt betrug die Förderquote durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE), Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) und Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) 43,6 Prozent von 1,2 Millionen Euro Investitionskosten. Mit der letzten Schlusszahlung im Jahr 2017 durch die KfW sind nun alle beantragten Förderungen an die Energiegenossenschaft genehmigt und ausbezahlt.

Eine Führung durch das Bioenergiedorf. Foto: Energievision FrankenDer EGO-Vorstand hatte noch weitere positive Nachrichten für seine Mitglieder: Aufgrund der positiven Entwicklungen ist auch für das kommende Geschäftsjahr ein Überschuss zu erwarten, der helfen könnte, Kredite vorzeitig zu bedienen. Der aus Preis für aus nachwachsenden Rohstoffen umweltfreundlich erzeugte Wärme kann auch im kommenden Jahr stabil gehalten werden. Die erwarteten Fixkosten pro Kilowattstunde dürften bei der EGO sogar noch sinken.

 Vorstandssprecher Harald Hümmer erinnerte an die sehr gelungene Auftaktveranstaltung des Bürgerenergiepreises 2017 in Oberleiterbach, zu der die Regierung von Oberfranken in das 280-Einwohner-Dorf geladen hatte. Seit einigen Monaten ist die EGO darüber hinaus auch im Internet vertreten: Auf www.oberleiterbach.de gibt es viel Wissenswertes rund um die Energiegenossen und das Bioenergiedorf. Und selbstverständlich war die Dorfheizung auch ein Pluspunkt für die Jury von „Unser Dorf hat Zukunft. Unser Dorf soll schöner werden“, die Oberleiterbach mit „Gold“ auf Oberfrankenebene auszeichnete. Ferner führte Reiner Zapf-Willmer zahlreiche Delegationen aus der Region, aus ganz Europa und sogar Fernost durch den Ort und zeigte ihnen die Vorteile von regenerativen Energien auf. Die Gäste waren jedes Mal beeindruckt von so viel Bürgerinitiative. Sogar Schulen haben mittlerweile schon angefragt.

 Beitrag für Goldmedaille

 „Die EGO kann mit dem Ergebnis des Wirtschaftsjahrs 2016/17 und der weiteren Entwicklung sehr zufrieden sein“, lautete die Bilanz des Aufsichtsratsvorsitzenden Hans Reißiger. Stolz sein dürfe man auf die vielen Delegationen, die sich schon vor Ort über die Arbeit der EGO informieren ließen. „Die Qualität unserer Energiegenossenschaft hat sich rumgesprochen. Weitere Projekte nehmen die Verantwortlichen der EGO in Angriff, beteiligen sich an verschiedenen Wettbewerben und stehen bei der Preisverleihung ganz oben. Welch‘ ein ehrenamtliches Engagement!“

Von 105 Haushalten werden 55 Prozent von der EGO mit 850000 Kilowattstunden Wärme beliefert.  Der Mitgliederstand (alle Anschlussnehmer sind Energiegenossen) hat sich im vergangenen Jahr nicht verändert. Wichtig ist den Verantwortlichen dabei ein geschlossener Kreislauf der Rohstoffe vor Ort. Pro Jahr werden durch das 2500 Meter lange Nahwärmenetz zirka 70000 Litern Heizöl sowie 10000 Kilogramm Erdgas eingespart.  Martina Drossel


OBERLEITERBACH
Oberleiterbach das erste Bioenergiedorf im Landkreis Bamberg Landrat Johann Kalb besucht Oberleiterbach und lobt den gelebten Bürgersinn

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Landrat Johann Kalb nimmt sich Zeit. Er ist fasziniert von der Technik, höchst angetan von der Effizienz und der Nachhaltigkeit, lässt sich von den Vorstandsmitgliedern Harald Hümmer und Reiner Zapf-Willmer im Heizhaus der Energiegenossenschaft Oberleiterbach (EGO) in aller Ruhe die Details der Dorfheizung erklären. Es ist der erste Besuch des Landkreis-Chefs im kleinen 274-Einwohner-Dorf ganz im Norden seines Wirkungsbereichs. Ein kleines, schmuckes, umtriebiges Dorf, das Geschichte geschrieben hat: Es ist das erste hochoffiziell anerkannte Bioenergiedorf im Landkreis Bamberg.

  • Angeregte Gespräche: Landrat Johann Kalb (2. v. re.) informiert sich bei den EGO-Vorstandsmitgliedern (v. li.) Nikolaus Kunzelmann und Harald Hümmer. Auch Bürgermeister Volker Dittrich (re.) hört aufmerksam zu. Foto: Martina Drossel

Vorbildcharakter. Dieses Wort fiel an diesem Nachmittag öfters. Immer wieder staunte der Landrat, immer wieder lobte er die engagierten Bürger und ihre zukunftsorientierten Visionen. In Oberleiterbach würden seit jeher zielstrebig Projekte umgesetzt, erläuterte EGO-Vorstandsprecher und Gemeinderat Harald Hümmer. Zielstrebig wurde auch das Unterfangen Dorfheizung angegangen, dessen Idee 2009 im Rahmen der Dorferneuerung entstand.

„Da im Rahmen der Dorferneuerungsmaßnahmen fast alle Versorgungsleitungen und Straßen in Oberleiterbach erneuert wurden, bot sich die Verlegung eines Nahwärmenetzes an“, erklärte er. „Kostengünstiger konnte eine solche Energieversorgungsinfrastruktur nicht realisiert werden.“ Viele Dorfbewohner brachten sich, ihre Fähigkeiten und ihr (berufliches) Knowhow ein, um das innovative Projekt umzusetzen. Als Gesellschaftsform wurde eine Genossenschaft gewählt – eine Energiegenossenschaft.

Biogas liefert Nahwärme

„Als erstes Projekt dieser Art in der Region Oberes Maintal – Bamberger Land wird von einer im Dorf errichteten Biogasanlage die Abwärme für ein Nahwärmenetz entnommen“, so Hümmer. „Komplettiert wird das Nahwärmenetz durch eine Hackschnitzel-Heizanlage.“ Mittlerweile sind 52 Prozent der Haushalte in Oberleiterbach an das Nahwärmenetz angeschlossen. Durch die Biogasanlage (Einspeisung ins Nahwärmenetz von 1 067 000 Kilowattstunden) und den Biomasseheizkessel (thermische Leistung: 500 Kilowatt) werden in Oberleiterbach jährlich rund 60 000 Liter Heizöl und etwa 10 000 Kilogramm Flüssiggas eingespart. „Der Jahresverbrauch an Wärme – 500 000 Kilowattstunden – wird zu 66 Prozent aus Biomasse gedeckt und der an Strom – 889 000 Kilowattstunden – sogar zu 100 Prozent.“ Damit sind die strengen Richtlinien des Bundesministeriums für Ernährung und Wirtschaft, das den Titel Bioenergiedorf vergibt, mehr als erfüllt: Es hätte gereicht, den dörflichen Energiebedarf (Strom und Wärme) mindestens zu 50 Prozent aus regional erzeugter Bioenergie zu gewinnen. Derzeit sind beim Bundesministerium deutschlandweit 118 Bioenergiedörfer registriert.

  • Wärme aus Hackschnitzeln: EGO-Vorstandssprecher Harald Hümmer erklärt die Funktionsweise der Dorfheizung. 

„Die Umsetzung zum Bioenergiedorf stärkt die Dorfgemeinschaft und erhöht die Identifikation der Einwohner mit ihrem Ort und der Region“, erläuterte der Vorstandssprecher dem Landrat. „Die Möglichkeit, regenerative Energien für die Wärmeversorgung zu nutzen, stellt einen großen Anreiz für Neubürger im Ort dar.“

Um den Titel auch nach außen zu kommunizieren, wolle man künftig bereits an den Begrüßungsschildern am Ortseingang damit werben. Und da steht noch ein weiterer: Oberleiterbach ist Bundesgolddorf. Keinesfalls will sich der Ort auf den Lorbeeren ausruhen. „In den vergangenen Monaten konnten weitere Anschlüsse an das Nahwärmenetz im Ort umgesetzt werden. Und im zweiten Bauabschnitt der Dorferneuerung werden in diesem Sommer wiederum neue Nahwärmeanschlüsse an das Versorgungsnetz gekoppelt“, informierte Hümmer.

„Außerdem soll im Rahmen der Dorferneuerungsmaßnahme unter anderem auch die Straßenbeleuchtung mit Energiesparlampen umgerüstet werden.“ Und die Verantwortlichen hoffen, auch beim Wettbewerb Bioenergiedorf, der ebenfalls über das Bundesministerium läuft, einen Preis zu erzielen. Es winken 10 000 Euro Prämie, die Jury der Fachakademie Nachwachsende Rohstoffe tagt im September und gibt ihre Entscheidung im Januar 2017 bekannt.

Stets die Kirche im Dorf gelassen

Mehrere Millionen Euro wurden bislang in das Bioenergiedorf investiert, alleine für das Gesamtprojekt Dorfheizung waren es mehr als 1,3 Millionen Euro. Hinzu kommen die von privater Hand gebaute Biogasanlage und das Photovoltaikfeld auf der Anhöhe Richtung Reuthlos. Landrat Johann Kalb zeigte sich beeindruckt. Vor allem auch, dass in Oberleiterbach immer die Kirche im Dorf gelassen werde. Derzeit ist das wörtlich zu nehmen: Da „Sankt Laurentius“ im nächsten Jahr 500 Jahre alt wird, wird der Sakralbau innen renoviert. Die Gottesdienste finden seither im Gemeinschaftshaus statt. Der Landkreis-Chef war sichtlich begeistert. „Oberleiterbach packt an und wappnet sich für die Zukunft“, lobte Kalb. „Das verdient größten Respekt.“

Auch Erster Bürgermeister Volker Dittrich hatte sich Zeit genommen, um beim ersten Besuch des Landrats im ersten Bioenergiedorf des Landkreises dabei zu sein. Er freute sich sichtlich über die lobenden Worte Kalbs.

Seit Jahren ist der Markt Zapfendorf Mitglied der Klimaallianz von Stadt und Landkreis Bamberg. Dass ein kleines Dörfchen aus seinem Amtsgebiet nun eine Vorreiterrolle einnimmt und damit die Gemeinde eine erstklassige Visitenkarte abgibt, ist so recht nach seinem Geschmack.

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Wie kam es zum Bioenergiedorf Oberleiterbach ?

Spatenstich Heizhaus im Juni 2013

Während der Vorbereitungsphase der Dorferneuerung im Jahr 2009 wurde die Idee geboren, für
Oberleiterbach und seine 279 Einwohnern gemeinschaftlich eine zentrale Wärmeversorgung aus
erneuerbaren Energiequellen (Biomasse) zu realisieren. Da im Rahmen der Dorferneuerungsmaßnahmen fast
alle Versorgungsleitungen und Straßen in Oberleiterbach erneuert wurden, bot sich die Verlegung eines
Nahwärmenetzes an. Kostengünstiger konnte eine solche Energieversorgungsinfrastruktur nicht realisiert
werden.

Im Zuge des Projektes konnten die vorhandener Fähigkeiten einzelner Dorfbewohner (z. B. Manager, Techniker, Landwirte, Betriebswirte, Bankfachangestellte) gebündelt und für diese gemeinsame Idee eingesetzt werden. Der damit verbundene vertiefte Dialog zwischen den Beteiligten stärkte die Dorfgemeinschaft und ließ diese stärker zusammenwachsen.

Die Gründung einer Energiegenossenschaft war die logische Schlussfolgerung.
Mit der Wahl einer Genossenschaft als demokratischste
Geschäftsform ist auch für die Zukunft ein gemeinschaftliches
Zusammenwirken zwischen verschiedenen Partnern im Vorstand und
Aufsichtsrat gewährleistet.
Die Projektentwicklung und Konzeptphase zog sich bis ins Jahr 2012. Im
Oktober 2013 ging dann die Wärmeversorgung des Dorfes in Betrieb. Als
erstes Projekt dieser Art in der Region (Landkreis Bamberg) wird von einer im
Dorf errichteten Biogasanlage die Abwärme für ein Nahwärmenetz
entnommen. Komplettiert wird das Nahwärmenetz durch eine Hackschnitzel‐
Heizanlage. Letztere ist unabhängig auch von der als Partner gewonnen
Biogasanlage betreibbar und wurde mit einem hohen Maß an Eigenregie und
in Zusammenarbeit mit den Partnern der Dorferneuerung abgewickelt.

Einheben des Ofens in das Heizhaus im Jahre 2013
Hackschnitzelheizanlage
 
Biogasanlage

Alle zur Verfügung stehendenunbebauten Grundstücke (Innenentwicklung + Bebauungsgebiete) können aufgrund der Netzauslegung am
Nahwärmenetz angeschlossen werden. Durch die Biogasanlage (Einspeisung ins Nahwärmenetz von
1.067.000 kWh) und den Biomasseheizkessel (thermische Leistung von 500 kW) werden in Oberleiterbach
jährlich ca. 60.000 Liter Heizöl und ca. 10.000 kg Flüssiggas eingespart. Mittlerweile sind 52 Prozent der Haushalte in Oberleiterbach an das Nahwärmenetz angeschlossen. Der Jahresverbrauch an Wärme (850.000kW/h) wird zu 66 Prozent aus Biomasse gedeckt und der an Strom (889.000 kW/h) zu 100 Prozent. Die
Umsetzung zum Bioenergiedorf stärkt die Dorfgemeinschaft und erhöht die Identifikation der Einwohner mit
ihrem Ort und der Region. Diese nachhaltige Energieversorgung für unseren Lebensraum, die Stärkung der
regionalen Wirtschaftskreisläufe und eine regenerative dezentrale Energieversorgung in Bürgerhand hat eine
große Außenwirkung und Vorbildfunktion für andere Ortschaften.

Verschiedene nationale und internationale Besucher, z.B. aus Angola und China, besichtigten das Nahwärmenetz und die Biogasanlage in Oberleiterbach. Nebenstehend Bilder des jüngsten Besuches einer chinesischen Delegation vom Juni 2016.



Damit die rund 60000 Liter Wasser nicht Häuser und Straßen fluten

Energiegenossenschaft und Feuerwehr haben sich gemeinsam den Verlauf des Leitungsnetzes der Dorfheizung in Oberleiterbach angesehen. Wie im Fall der Fälle vorgegangen wird.

17.11.2021 Das Szenario: eine Leckage im Heizungsstrang der Dorfheizung. Unbedarft hat ein Baggerfahrer die Leitung beschädigt. Tausende Liter Wasser drohen auszulaufen und das Dorf zu fluten. Die Feuerwehr wird auf den Plan gerufen. Und die weiß fortan genau, was zu tun ist.

Die Energiegenossenschaft Oberleiterbach (EGO) um die Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder Reiner Zapf-Willmer, Andreas Dümig, Siegbert Salb und Nikolaus Kunzelmann haben den Feuerwehrmitgliedern Michael Hennemann, Frank Hennemann (in Personalunion als EGO-Heizungswart) sowie den Kommandanten Niko Dumsky und Markus Drossel bei einer Begehung gezeigt, wo genau die Schieber sind, um im Fall der Fälle schnell und effektiv helfen zu können. Immerhin ist das Leitungsnetz im Bioenergiedorf, das seit nunmehr acht Jahren das Dorf mit Wärme versorgt, 2500 Meter lang und fasst rund 60000 Liter eigens dafür aufbereitetes Wasser. Neben dem Hauptschieber im Heizhaus der Biogasanlage gibt es weitere fünf im Dorf, an denen die einzelnen Teilabschnitte im Havariefall verschlossenen werden können. Dazu genügt das feuerwehreigene Spezialwerkzeug.

Übrigens: Von 105 Haushalten werden 55 Prozent von der EGO mit 850000 Kilowattstunden Wärme beliefert.  Alle Anschlussnehmer sind Energiegenossen, erst im vergangenen Jahr kam wieder einer dazu. Wichtig ist den Verantwortlichen ein geschlossener Kreislauf der Rohstoffe vor Ort. Pro Jahr werden durch das 2500 Meter lange Nahwärmenetz zirka 70000 Litern Heizöl sowie 10000 Kilogramm Erdgas eingespart. Hauptwärmelieferant ist die Biogasanlage am Ortsrand Richtung Kleukheim, Spitzenlasten werden über die EGO-eigene Hackschnitzel-/Pelletsheizanlage am Eichenweg abgefedert.    mdr

Mit diesen rechteckigen Deckeln sind die Schieber verschlossen. Foto: M. Drossel
Energiegenossen und Feuerwehrler studieren gemeinsam den Plan des Leitungsnetzes. Foto: M. Drossel
Heizungswart Frank Hennemann zeigt, wie die Schieber zu bedienen sind. Foto: M. Drossel

In Lätterboch Ideen für Powiat Hajnowski gesammelt

Delegation aus dem Osten Polens informiert sich über Bioenergiedorf und Nahwärmenetz

17.11.17 Polen erzeugt rund 85 Prozent des Stroms durch die Verbrennung von klimaschädlicher Kohle. Geht es nach der „Prawo i Sprawiedliwość“-Regierung (PiS), sollte das auch tunlichst so bleiben. Doch der Powiat Hajnowski, der Kreis um die 22000-Einwohner-Stadt Hajnówka ganz im Osten von der Republik, stemmt sich dagegen. Das Ziel: ein Energie-, Klimaschutz- und Luftreinhaltekonzept mit Biogas, Wind und Sonne. Und dafür informierte sich jüngst eine stattliche Delegation an Zukunftsmanagern um die stellvertretende Landrätin Jadwiga Dąbrowska über Vorzeigeprojekte im Nachbarland Deutschland – wie das preisgekrönte Nahwärmenetz im 279-Seelen-Dorf Oberleiterbach.

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Eingeladen hatte die Visionäre aus dem Anrainer im Osten die heimische „EVF – Energievision Franken GmbH“. In Workshops wurden Strategien für die Potenzialermittlung für erneuerbare Energien-Projekte entwickelt. Außerdem wurden auch zahlreiche erfolgreiche und vorbildlich umgesetzte erneuerbare Energien-Projekte in der Umgebung Bambergs besichtigt. So eben auch das erste und einzige Bioenergiedorf des Landkreises, das zudem mit dem Bürgerenergiepreis ausgezeichnet wurde.

Die „Väter“ des Erfolgs in Oberleiterbach sind die Entwickler und Gründer der Energiegenossenschaft Oberleiterbach (EGO). Sie stellten im Jahr 2009 die Weichen für das 2500 Meter lange Nahwärmenetz, das im Zuge der Dorferneuerung verlegt werden konnte. Wie EGO-Vorstandsmitglied Reiner Zapf-Willmer den polnischen Gästen erläuterte, liefere den Großteil der benötigten 850000 Kilowattstunden Wärme der Anschlussnehmer die Biogasanlage am Ortsrand in Richtung Kleukheim, die mit nachwachsenden Rohstoffen und Gülle „gefüttert“ werde. Von 105 Haushalten werden 55 Prozent von der EGO beliefert.

Für Spitzenlasten im Winter oder als Schutz gegen Ausfälle wurde eine Hackschnitzel- und Pellets-Heizanlage im Ort errichtet. Die EGO sei eine bürgerschaftlich getragenen Genossenschaft, so Zapf-Willmer: Jeder Anschlussnehmer sei auch Genosse und damit Betreiber des Nahwärmenetzes. Neben dem guten Gefühl, den Ölmultis ein Schnippchen schlagen und die Umwelt nachhaltig schonen zu können, sei auch der Preis wichtig.

„Derzeit findet in Bonn die Weltklimakonferenz statt. Ziel ist es, die Treibhausgase weltweit zu reduzieren. Das haben wir in Oberleiterbach schon selbst gemacht“, sagte EGO-Vorstandsmitglied Reiner Zapf-Willmer mit Stolz. „Mit einem geschlossenen Kreislauf der Rohstoffe vor Ort und der Einsparung von fossiler Energie von zirka 70000 Litern Heizöl sowie 10000 Kilogramm Erdgas pro Jahr leistet unser Nahwärmenetz einen Beitrag, um die Ziele des Klimaschutzes zu erreichen.“ Stolz sie man auch auf die regionale Wertschöpfungskette: Keiner der nachwachsenden Rohstoffe werde weiter als 15 bis 20 Kilometer transportiert. „Wir alle in Deutschland könnten noch viel mehr mit Hackschnitzeln machen, ohne den Wald zu schädigen“, verwies er auf eine Studie der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, einem Projektträger des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. „Es ist das größte ungenutzte Potenzial an regenerativen Energien.“ Damit sprach er den Gästen aus dem polnischen Powiat Hajnowski aus dem Seele: Dort, inmitten eines idyllischen Nationalparks, ist der Rohstoff Holz allgegenwärtig. Und der Naturschutz ein Herzenswunsch.

Zapf-Willmer informierte, dass es neben Biogasanlage, Hackschnitzelheizung und Nahwärmenetz in der Oberleiterbacher Flur auch eine Photovoltaikanlage mit rund 3000 Kilowatt Leistung gebe.  Biogasanlage, PV-Freifläche und private Hausdächer zusammengerechnet, werde in der Gemarkung Oberleiterbach das Fünffache an Strom erzeugt (stolze 5000000 Kilowattstunden), als der Ort selbst verbraucht.

Die Besucher aus Hajnówka waren begeistert von der Tatkraft der Bürger Oberleiterbachs. Dank der Fülle an Informationen und Eindrücken hatte sich die knapp 1000 Kilometer weite Reise von der polnischen Grenze zu Weißrussland bis ins bis dato ungekannte Oberfranken absolut gelohnt. Exkursionsleiterin und stellvertretende Landrätin Jadwiga Dąbrowska bedankte sich mit einem Fotobuch aus ihrer Heimat für die wertvollen Einblicke. Und für die Lätterbocher Energiegenossen stehen schon bald die nächsten Führungen ins Haus: Mehrmals im Jahr kommen Delegationen aus der Volksrepublik China nach Oberleiterbach, um sich Ideen und Anregungen zu hören. Auch Entscheidungsträger aus Angola ließen sich schon von dem Vorzeigeprojekt aus Biogas- und Hackschnitzel-/Pelletsnutzung begeistern. Und heimische Denker wie aus der Energieregion Fränkische Schweiz haben sich auch für die nächsten Tage angekündigt.

Weitere Informationen rund um das Bioenergiedorf Oberleiterbach und die vielfältigen Aktivitäten gibt es auch im Internet unter www.oberleiterbach.de.

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Reiner Zapf-Willmer von der Energiegenossenschaft Oberleiterbach gibt den Gästen aus Polen Einblicke in die Funktionsweise des innovativen Nahwärmenetzes. Foto: Energievision Franken
Die Biogasanlage ist ein wichtiger Bausteine der Dorfheizung. Sie liefert aber nicht nur Wärme, sondern auch Strom. Foto: Energievision Franken

Die Ehrengäste mit allen Beteiligten aus Oberleiterbach

Bürgerenergiepreis 2017 gestartet

Bayernwerk und Regierung von Oberfranken suchen wieder beispielgebende Projekte für die Energiewende

Der Auftakt zum diesjährigen Bürgerenergiepreis fand am Dienstag (30. Mai) in Oberleiterbach im Landkreis Bamberg statt. Christoph Henzel von der Bayernwerk AG und Abteilungsdirektorin Dr. Corinna Boerner von der Regierung von Oberfranken stellten den Wettbewerb vor. Gastgeber war diesmal die Energiegenossenschaft Oberleiterbach, die mit ihrem Projekt „Bioenergiedorf“ unter den drei Vorjahrespreisträgern waren.

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Der Auftakt zum diesjährigen Bürgerenergiepreis fand am Dienstag (30. Mai) in Oberleiterbach im Landkreis Bamberg statt. Christoph Henzel von der Bayernwerk AG und Abteilungsdirektorin Dr. Corinna Boerner von der Regierung von Oberfranken stellten den Wettbewerb vor. Gastgeber war diesmal die Energiegenossenschaft Oberleiterbach, die mit ihrem Projekt „Bioenergiedorf“ unter den drei Vorjahrespreisträgern waren.

 

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Delegation von BUND Naturschutz besucht Oberleiterbach

OBERLEITERBACH

02.04.17 Es ist acht Jahre her, als mehrere, an einer Energiewende begeisterte Bürger mit dem Aufruf „Macht alle mit“ in einem „Energierundbrief“ die Mitbewohner des 276-Seelen-Orts motivierten, gemeinsam das Projekt dörfliches Nahwärmenetz auf die Beine zu stellen. Die Zeit war günstig, standen doch Wasserleitungssanierung und Dorferneuerung ins Haus. Mittlerweile ist Oberleiterbach das erste und einzige Bioenergiedorf im Landkreis – und dort blickten Interessenten der Kreisgruppedes Bund Naturschutz Lichtenfels jüngst
hinter die Kulissen.

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Reiner Zapf-Willmer, Vorstandsmitglied der Energiegenossenschaft Oberleiterbach
(EGO), führte die zahlreichen Exkursionsteilnehmer um BN-Kreisvorsitzenden Anton Reinhardt durch das Bundesgolddorf von 1977. Zapf-Willmerwar und ist einer dieser Visionäre, denenvor allem eine sichere, klimafreundliche und ökologische Energieversorgung am Herzen lag und liegt. Er erklärte den Naturschützern, wie es mit viel ehrenamtlichem Engagement, Mut und Überzeugungskraft in Einzelgesprächen und Bürgerversammlungen schließlich gelang, im Jahr 2012 die Energiegenossenschaft
zu gründen, Kooperationspartner zu finden, staatliche Fördergelder zu beantragen,
Verträge mit den Hauseigentümern vorzubereiten und die Bauüberwachung der Anlagen sicherzustellen.Entscheidende Vorteile „Wir sind im Vorstand der EGO ein
sehr gutes Team und haben eine intakte Dorfgemeinschaft, sonst wäre eine erfolgreiche Umsetzung unserer Ideen nicht möglich gewesen“, stellte Reiner
Zapf-Willmer heraus. „Manches war Pionierarbeit, bei der wir viel dazugelernt
haben. Dass uns mittlerweile sogar eine Delegation aus China besucht und um
Rat gefragt hat, macht uns ein bisschen stolz.“
Mittlerweile seien 58 Prozent der Haushalte an das Nahwärmenetz angeschlossen
– mit einigen entscheidenden Vorteilen, wie der Wirtschaftsfachmann betont: „Wir haben mehr Platz im Haus, da Öltanks, Gas- oder Wärmespeicher,
Heizkessel und Kamin entfallen. Dafür haben unsere Anschlussnehmer günstige Wärmepreise, in denen bereits alle Wartungs- Überwachungs- und Nebenkosten
enthalten sind.“ Und nicht zuletzt hätten die Energiegenossen eine Unabhängigkeit von ständig schwankenden Weltmarktpreisen für Erdöl und
Erdgas. „Im Übrigen bleibt die Wertschöpfung
weitgehend in unserer Region.“
Bei der Besichtigung des Hackschnitzelheizwerks,
das sich in direkter Nachbarschaft
von Gemeinschaftshaus und
Feuerwehrhaus befindet, erfuhren die
Exkursionsteilnehmer, dass es mit einer
thermischen Leistung von 500 Kilowatt
in der Lage sei, den gesamten Wärmebedarf
des Dorfes zu decken. In den Sommermonaten
reiche jedoch allein schon
die Wärmeleistung der Biogasanlage mit
310 Kilowatt aus, die örtliche Landwirte
errichtet haben.
Veronika Schmuck erläuterte die Funkionsweise
des kleinen Biomasse-Kraftwerk
am Ortsrand Richtung Kleukheim
ausführlich. Sie betonte, dass die Anlage
nicht nur mit Mais „gefüttert“ werde,
sondern im Mischbetrieb mit Gülle,
Stallmist und unter Einhaltung der
Fruchtfolge, je nach Jahreszeit, auch mit
anderem Energie lieferndem Grünpflanzenmaterial.
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„Dass uns mittlerweile
sogar eine Delegation aus
China besucht und um Rat
gefragt hat, macht uns ein
bisschen stolz.“
Reiner Zapf-Willmer,
Energiegenossenschaft Oberleiterbach
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Kennzeichnend für die Biogasanlage
ist ein großer, runder, 3600 Kubikmeter
fassender Biomassebehälter, über dem
sich ein kegelförmiger 1800 Kubikmeter
fassender Gasraum befindet. In dem
kleinen Maschinenhaus treibt das eingeleitete
Biogas einen Motor an, dessen
Wärmeenergie über einen großen Pufferspeicher
in das 2,5 Kilometer lange
Rohrleitungsnetz an die Verbraucher geliefert
wird und der gleichzeitig über den
angeschlossenen Generator auch elektrische
Energie bereitstellt.
Auch Sonnenenergie wird genutzt
Auf dem gegenüberliegenden Berg,
Richtung Reuthlos, haben außerdem
mehrere Landwirte auf ihren Grundstücken
eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage
mit einer Nennleistung von
3700 Kilowatt errichten lassen. Dazu
kommen noch etliche Photovoltaik-
Dachanlagen von Hausbesitzern aus
Oberleiterbach. Zusammen ergebe das
eine elektrische Leistung mit der man
den fünffachen Strombedarf des gesamten
Dorfes erzeugen könne, erläuterte
Reiner Zapf-Willmer.
Besondere Freude herrschte im voigen
Jahr über die Verleihung des Prädikats
„Bioenergiedorf“. „Das hat uns weiter
bestärkt, unser Dorfgemeinschaft liebens-
und lebenswert voranzubringen“,
betonte das EGO-Vorstandsmitglied
meinte während des Rundgangs durch
das malerische Dorf. Als Beispiele nannte
er die Umrüstung der Straßenbeleuchtung
auf LED-Lampen, die Errichtung
eines Rastplatzes mit Trinkwasserstelle
für Wanderer auf dem Jakobspilgerweg,
der mitten durch den Ort führt, das Erneuernund Verschönern des Kinderspielplatzessowie Renaturierungsmaßnahmenam Leiterbach.
„Unser Dorf hat Zukunft“Derzeit werden die Arbeiten des zweiten Abschnitts der Dorferneuerung abgeschlossen, einhergehend mit umfangreichen Pflanzmaßnahmen. Und so machen sich die Oberleiterbacher nun große Hoffnung, beim Dorfwettbewerb
„Unser Dorf hat Zukunft – unser Dorf
soll schöner werden“ möglichst weit zu kommen. Anton Reinhardt dankte ,stellvertretend für die Exkursionsteilnehmer,den Referenten Reiner Zapf-Willmerund Veronika Schmuck für die vielen Informationen und Anregungen.

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Die Erklärungen des Wirtschaftsfachwirts und EGO-Vorstandsmitglied Reiner Zapf-Willmer (3.v. li.) stießen bei den Teilnehmern der Bund-Naturschutz-Exkursion auf
großes Interesse: Das Bild entstand vor dem Holzhackschnitzelheizwerk, einem Herzstück des Bioenergiedorfes Oberleiterbach. FOTOS: ANTON REINHARDT

Verleihung Bürgerenergiepreis

Zum Video auf Youtube.com


Die EGO ist im Genossenschaftsmagazin vertreten.....

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Links


Kontakt:

Energiegenossenschaft Oberleiterbach e.G.         

Friedhofsweg 6, 96199 Zapfendorf-Oberleiterbach

 

Vorstand:

Reiner Zapf-Willmer (Sprecher)

Siegbert Salb

Dr. Alexander Dümig

 

Aufsichtsrat:

Harald Hümmer (Aufsichtsratvorsitzender)

Nikolaus Kunzelmann

Michael Schlamminger

 

Heizwart:

Frank Hennemann

 

 

Genossenschaftsregister-Nr. GnR 287

Registergericht: Bamberg